8. Juli 2013

Frankreich. Le Figaro und der Islam

Das ist eine putzige Zeitung. Über welche Ereignisse in islamischen Ländern ihre Mitarbeiter auch berichten, wer von den erwähnten Muslimen nicht bei Drei auf den Bäumen ist, findet sich als modéré wieder. Damit bezeichnen sie den- und diejenigen, von denen sie in ihren Artikeln behaupten, das alle den- oder diejenigen als mäßig, gemäßigt, moderat, nicht extrem angesehen hätten, bis etwas anderes zum Vorschein gekommen wäre: Simsalabim foufou !

Die im Elfenbeinturm versammelten Zeitungsmitarbeiter haben anscheinend noch niemals einen Blog gelesen, nicht einmal einen französischen, englisch/amerikanische oder gar deutsche können sie eh kaum bis gar nicht entziffern. Das merkt frau immer dann, wenn deutsche Namen verballhornt werden. Angela Merkel schreiben sie gerade noch richtig, dann wird's aber auch schon eng.

Um nicht ganz deppert dazustehen mit ihrer Fehleinschätzung angeblich moderater islamischer Politiker, beginnen sie schon eine Stufe davor: Die Tatsache, daß Hosni Mubarak durch eine Revolution oder einen Aufruhr, je nach politischer Einschätzung, abgesetzt wird, die hat ebenfalls keiner vorausgesehen, weder in Europa noch in den USA, und die Machtübernahme der Muslimbrüder, die ist so etwas von überraschend, daß sich Renaud Girard kaum einkriegt ob der Ungeheuerlichkeit: Was tut nur die Nah- und Mittelostabteilung des Quai d'Orsay den ganzen Tag?

Am 4. Juli 2013 schreibt er den Artikel Le desarroi des Occidentaux qui avaient parié sur les islamistes "modérés". Die Verwirrung der Westler, die auf die "gemäßigten" Islamisten gesetzt hatten. Gibt frau die Überschrift bei Google ein, so kommt ein Artikel mit der Überschrift Les Occidentaux pris de court par les évènements en Égypt. Die Westler in Verlegenheit gebracht durch die Ereignisse in Ägypten. Darin behauptet der Journalist:

Personne en Europe et aux États-Unis n'avait prévu la chute de Moubarak et la victoire électorale des Frères musulmans. Leur chute est également une surprise, compliquant encore les stratégies diplomatiques au Moyen-Orient.

Niemand in Europa und in den USA hat den Fall Mubaraks und den Wahlsieg der Muslimbrüder vorhergesehen. Ihr Fall ist ebenso eine Überraschung, die die diplomatischen Strategien im Nahen Osten verkompliziert.

Bei Wiki kann frau allerdings lesen, wie das in Zusammenhang steht mit der Revolution, dem Aufruhr in Tunesien, ist allerdings englisch, so daß Renaud Girard die Information vielleicht nicht nutzen kann.

Die Rede des Barack Obama in Kairo, vom 4. Juni 2009, in der er den Sturz des Hosni Mubarak und die Machtübernahme der Muslimbrüder einläutet, ist ebenfalls in englisch und damit nicht zu entziffern, es könnten Hieroglyphen sein. Barack Hussein Obama in Kairo: die Aufhetzung der "drei Kreise". Es ist aber möglich, daß sich die Journalisten des Figaro da noch nicht von ihrem durch Philippe Gélie und Jean-Louis Turlin entfachten Messias-Taumel erholt haben, der seit Mitte 2008 Tag für Tag die Auflage steigert und die Leser ins Delirium befördert, so daß bei Umfragen 75 Prozent der Franzosen Barack Obama wählen würden. Dahinter bleiben selbst die deutschen Obama-Anbeter zurück.

Auch der Leitartikler Pierre Rousselin will alle Welt in seine Irrtümer einbeziehen: Nous n'avons pas fini de nous tromper. Wir haben nicht aufgehört uns zu täuschen. So spricht er die Leser des Figaro am 5. Juli 2013 an (nicht online) und vereinnahmt sie für die Rechtfertigung des AgitProp zugunsten der französischen Interessen im Nahen Osten: nos yeux d'Occidentaux, unsere Augen der Westler. Dieser leitende Mitarbeiter des Figaro beleidigt mich mit seinen Unterstellungen am Morgen in meinem Stamm-Café à la Une, auf der Titelseite. Zum Glück habe nicht ich, sondern hat mein Caféhaus-Wirt die 4,80€ für die vente forcée bezahlt, die Zwangsabgabe am Wochenende.

Das WIR entscheidet. Dieses anheimelnde Gefühl, zur Volksgemeinschaft zu gehören in guten wie in schlechten Zeiten, das ist in Deutschland und in Frankreich gleichermaßen verbreitet. Verantwortung für Reden, Schriften und Taten brauchen einzelne nicht zu übernehmen, sie sind nicht haftbar zu machen. Sie behaupten einfach, alle hätten sich geirrt.

Und so wird heute im Figaro Mohamed El Baradei zum "modéré". Delphine Minoui, die den Iran sehr gut kennt und dementsprechend über die Aktivitäten des Mohamed El Baradei zu Zeiten seiner Leitung der IAEA bestens Bescheid weiß, meint: Égypte : le modéré El Baradei recusé par les salafistes. Der gemäßigte El Baradei von den Salafisten zurückgewiesen. So prangt es auf dem Titelblatt. Auf der Seite 4 liest frau: En Égypte, l'intransigeance des salafistes menace le processus de transition. Die Unnachgiebigkeit der Salafisten gefährdet den Prozeß des Übergangs. Damit nicht genug, wird ein weiterer islamiste modéré geliefert, Abdel Monem Aboul Fotouh. Der Muslimbruder ist Arzt und 2011 - 2012 als Präsidentschaftskandidat aufgetreten. Auch die BBC erklärt ihn zum gemäßigten Islamisten. Dann muß es wohl stimmen, so viele Journalisten können sich nicht irren!

Die Mitarbeiter des Figaro glauben also, in einer ägyptischen Regierung könnten  neben gläubigen Muslimen andere Strömungen Positionen beziehen, vielleicht Feministinnen? Wann werden Politiker und Medien begreifen, daß es in islamischen Staaten keine gemäßigten Muslime gibt, daß es sie nicht geben kann, daß es eine Frage der Taktik ist, islamisch Taqiyya, wie sich Muslime gegenüber Ungläubigen verhalten?

Der Islam ist eine totalitäre Politideologie und keine Religion. Ein islamischer Politiker ist immer für den Sieg des Islam unterwegs, zur Eroberung und Festigung der Macht. Toleranz bedeutet für Muslime, sich Ungläubigen gegenüber milde zu geben, Mekkaphase samt Hudna, und gewalttätig zu werden, sobald die Gelegenheit dazu günstig erscheint, Medinaphase samt Vertragsbrüchen und Eroberungen ab dem 7. Jahrhundert.

Das können die Journalisten des Figaro aber so nicht schreiben, selbst wenn sie es so sähen; denn das Blatt vertritt die strategischen und wirtschaftlichen Interessen Frankreichs im Nahen Osten. Der Besitzer ist Serge Dassault.