16. März 2015

François Hollande träumt von 2017

François Hollande am Schreibtisch, im Elysée-Palast, Februar 2015

Wer nicht viel Zeit hat, aber dennoch einen Eindruck vom Staatspräsidenten Frankreichs gewinnen möchte, der betrachte dieses Foto. Das dürfte fürs Erste reichen.

Es schmückt sowohl in der Papierausgabe, Seite 4, als auch im Internet den Figaro-Artikel von Solenn Royer: Hollande, la tête dans l'après-départementales. Hollande mit dem Kopf bei der Zeit nach den Departementswahlen. Im Internet kann man alles noch viel besser sehen, als in der Zeitung.

Der Präsident ordnet im Geiste seine Truppen neu, alle linken Frondeure, die er bislang vergrault hat, würden ihm 2017 zur Seite stehen, meint er: "Man muß den FN blockieren," ist der Schlachtruf. Träumereien am Kamin, hinter ihm. Daneben 'ne Kleenex-Schachtel für die Tränen.

François Hollande sitzt im Salon doré, dem schönsten Raum des Palastes, dekoriert im Stil Louis XV vom Maler und Bildhauer Jean-Louis Godon für die Kaiserin Eugénie, 1861. Der Schreibtisch wurde auf Anweisung des Staatspräsidenten Charles de Gaulle dorthin verbracht; er ist ein Meisterwerk des Kunsttischlers und Bildhauers Charles Cressent (1685 - 1768).

In diesem Prunk vergangener besserer Zeiten, beleuchtet von drei für Napoléon I angefertigten Tischlampen, von Martin-Guillaume Biennais (1764 - 1843), die linke verziert  im Auftrag von Louis XVIII (1755 - 1795) mit den Symbolen der Monarchie, sitzt er und denkt nach über seine Präsidentschaftskandidatur 2017. Neben vergoldeten Schreibutensilien, einer durchsichtigen ebay-Plastikablage für Papiere und Zettel und einem braunen Stiftehalter liegt vorn, rechts, auf Zeitungen ein Stapel Zeitschriften, daneben Bücher und ungeheftete Akten, darauf zwei Unterschriftenmappen.

Vor dem Präsidenten und rechts von ihm gibt's einen Haufen locker geschütteter Akten, auf einem Stapel liegt ein Mobiltelefon. Rechts vom vierbeinigen Schreibtischssessel ist auf einem Beistelltisch eine Telefonanlage installiert, die den gesamten Tisch einnimmt. Man kann sich vorstellen, was geschieht, wenn ihn jemand anruft. Der Rechtshänder ergreift das Telefon, notieren kann er nichts, es sei denn, er nimmt den Hörer in die linke Hand. Da auf dem Telefontisch kein Platz ist, sitzt er nun da und wurstelt mit der Strippe herum. Oder stellt er gleich auf "laut"? Notizzettel sieht man keine.

Am nächsten Sonntag, den 22. März 2015, finden Departementswahlen statt, bei denen nach letzten Umfragen der Front National (FN) mit 30 Prozent, die Union pour une Mouvement Populaire (UMP) mit 29 Prozent und der Parti Socialiste (PS) mit 19 Prozent gehandelt werden. Alle anderen bekämen weniger als 10 Prozent der Stimmen.

Jérôme Fourquet, von der Agentur Ifop, erwartet eine große Niederlage des PS im ersten Durchgang. Der FN könnte in den meisten Wahlbezirken seine Kandidaten in den zweiten Durchgang bringen. Der findet statt am 29. März 2015, und dank der Vorgaben des Generalsekretärs der UMP Nicolas Sarkozy, die UMP werde mit Parteiausschluß denjenigen bestrafen, der mit dem FN Absprachen trifft, um eine Konkurrenz zwischen dem FN und der UMP gegen den PS zu vermeiden, darf man Absprachen zwischen UMP und PS erwarten, von Marine Le Pen liebevoll UMPS genannt, so daß dem PS Wahlkreise zufallen werden, die er sonst nicht gewonnen hätte.

Frankreich ist gegenwärtig zu mindestens zwei Dritteln rechts positioniert, der Wählerwille soll aber durch Nicolas Sarkozy verfälscht werden. Dem PS kann es recht sein. Wem es nicht recht sein wird, das sind die Wähler aller Parteien; denn Nicolas Sarkozy beleidigt alle, nicht nur die UMP-Wähler.




Und so werden weder François Hollande noch Nicolas Sarkozy 2017 im Goldenen Salon Platz nehmen. Wer in diesem Muff der Montijo in Träumereien über La Grande Nation versinken wird?

Keine Ahnung ! Spannend!