27. November 2015

Frankreich und die EU erkennen weder Feind noch Verbündete


Ich hätte es wissen können! Von Frankreich kommt nichts, wirklich nichts, das andeutete oder bewiese, daß Politik und Medien aus den Angriffen der Muslime auf die Gesellschaft Frankreichs, auf Christen, Juden, Atheisten, etwas über den Islam gelernt hätten, vielleicht gar wüßten, wer ihre Verbündeten in dieser Lage sind.

Update. Man kann über Frankreichs Politik und Medien nur noch lachen!

Eine ganze Seite Interview, im Figaro [für Abonnenten], mit einem Mitglied der Académie française und in Frankreich bekannten und geschätzten Historiker zeigt es einmal mehr: Pierre Nora : "Le retour en grâce des symboles nationaux". Pierre Nora: "Die Rückkehr in Gnaden der nationalen Symbole".

Pierre Nora ist der Lebensgefährte von Anne Sinclair, der geschiedenen Frau des Dominique Strauss-Kahn. So kann man annehmen, daß er wie Anne Sinclair ein Linksintellektueller ist. Parti Socialiste? Man googlet, und Bingo! Sozialist der Marke Bobo. In Deutschland werden solche "vor allem von der Spießbürger-Fraktion der SPD" Toscana-Fraktion genannt, was nicht heißen soll, daß nicht zwischen einem Auftritt und einem Glas Rotwein vernünftige Gedanken von beiden kommen könnten.

Der Herausgeber eines ihrer Sprachrohre, "Marianne", nennt außer Pierre Nora einige "Individuen", im Figaro-Artikel, vom 4. Juni 2015. Jacques Guillard : le PS s’éloigne du peuple, les intellectuels s’en rapprochent. Der Parti Socialiste entfernt sich vom Volk, die Intellektuellen nähern sich ihm.

Bernard-Henri Lévy, Bernard Kouchner, Régis Debray; bei jedem einzelnen dieser "Individuen" sträuben sich einem alle Nackenhaare!

Ukraine. Frankreich im Karnevalsrausch. Artikel vom 3. März 2014

Reisen in das Land der Kriege. 2002 - 2008 - 2014. Artikel vom 13. März 2014

Palästina. Seit 65 Jahren heiß ersehnter arabischer Staat. Artikel vom 2. Dezember 2012

Woran erkennt man die Ahnungslosigkeit über den Islam und über Verbündete?

Pierre Nora sieht die Entwicklung des religiösen Fundamentalismus und den islamischen Radikalismus seit ungefähr zehn Jahren, depuis une dizaine d'années. Vielleicht denkt er dabei an den heißen Herbst 2005? Vorher gibt es nur "aufgeklärten Islam"? Etwa wie den der algerischen Terroristen des Groupe islamique armé (GIA), mit mindestens acht U-Bahn-Attentaten, bei denen es acht Tote und 273 Verletzte gibt, in Paris, 1995?

Jenseits von angeblich zionistischen Agenten, die Auftraggeber gewesen sein sollen, wie Islamic-Intelligence meint, und jenseits von sonstigen Mutmaßungen ergibt sich die Frage, die seinerzeit niemand stellt: Mit wessen Hilfe im Land, in Paris, ist dieser Angriff von Glaubenskämpfern aus Algerien erfolgt? Wer hat sie untergebracht, beköstigt, ihre Sicherheit gewährleistet?

de.Wiki weiß: "Am 31. Oktober 1995, 14 Tage nach dem 3. Anschlag in Paris, wurde eine Kleingruppe militanter Islamisten im nordfranzösischen Lille verhaftet, die nach Polizeiangaben bei den Vorbereitungen für ein Bombenattentat auf einen Wochenmarkt ertappt wurde." Im Artikel Attentat raté de Wazemmes en 1995 liest man mehr darüber.

Nun zur Einschätzung des Pierre Nora der Angriffe in Paris, vom 13. November 2015.

Er hält wie viele andere Kommentatoren die Selbstmordattentate am Stade de France für mißglückt. Wie kann man auf den Gedanken kommen, drei Selbstmordattentäter alias Kamikaze würden ernsthaft versuchen, mit ihren Sprengstoffgürteln durch die Einlaßkontrollen zu kommen, noch dazu, da sich im Stadion François Hollande befindet und eine verschärfte Sicherheitsstufe herrscht?

fr.Wiki weiß: "Die drei Männer wollten ins Stadion, um dort die Operation auszuführen, aber weil sie zu spät kamen, wurden sie vom Stadionpersonal zurückgewiesen. Berücksichtigt man die Bewaffnung, über die sie verfügten, hätten sie viel größere Verluste bewirken können [als die eine Person, die zufällig auf der Straße war]."

Es heißt, die militärischen Fähigkeiten der vom Islamischen Staat entsandten Glaubenskämpfer zu unterschätzen, meine ich. Die drei sollten nicht ins Stadion, sondern sie sollten unmittelbar vor Spielbeginn, vor dem Stadion, unter denjenigen morden, die auf Einlaß warteten, und dadurch bei den Zuschauern im Stadion Panik auslösen, bei der wahrscheinlich weitere Tote zu beklagen gewesen wären. Dazu sind sie zu spät gekommen.

Soweit zum Islam, nun zu den Verbündeten.

Pierre Nora spricht über kürzliche große Attentate von Muslimen: "Spanien und Großbritannien wurden in der nahen Vergangenheit Ziel." Wann immer von großen Attentaten der letzten Jahre in Europa geredet und geschrieben wird, geht es um Moskau, Oktober 2002 (130 Tote), Madrid, März 2004 (190 Tote), Beslan, September 2004 (300 Tote) und London, Juli 2005 (50 Tote).


Für Pierre Nora existieren die Attentate in Rußland nicht, und für Guillaume Perrault besteht kein Anlaß, nachzufragen oder darauf hinzuweisen. Zwar antichambriert François Hollande soeben in Moskau, um Wladimir Putin in seinen Krieg gegen den Islamischen Staat einzubinden, zwar schenkt das russische Innenministerium zum Zeichen seiner Solidarität der französischen Polizei für den Verlust der Schäferhündin Diesel, die beim Antiterror-Einsatz in Saint Denis umkommt, und für die es bereits eine Facebook-Seite gibt, einen Welpen, der sie eines Tages ersetzen soll, aber das ändert nichts an der Ausblendung Rußlands aus dem öffentlichen Diskurs, wann immer französische Politiker, Medien und Historiker dazu Gelegenheit sehen.

Weder von Spanien noch von Großbritannien sind mir ähnliche Gesten der Solidarität bekannt.

Frankreich wird weiter unter den Angriffen radikaler, zu allem entschlossener Muslime leiden; denn es ist offensichtlich, daß die Politelite weder den Islam als Feind, noch Rußland als Verbündeten erkennt. EU will Sanktionen gegen Rußland verlängern? Nur zu! Wenn die EU aus dem Koma aufwacht, sind ganz neue Gemeinschaften und Bündnisse fertig. Und dann hat die EU fertig.

Update

Frankreichs Großzügigkeit gegenüber Syrien